Saugen, wischen, waschen und am besten alles desinfizieren. Vorbildlich hygienisch eben, denn wir wollen eigentlich nicht krank werden. Aber ist eine absolut keimfreie Zone überhaupt gesund? Der menschliche Körper ist doch dazu bestimmt, im Freien aktiv zu sein, auch mal dreckig zu werden, vielen anderen Menschen zu begegnen und so das eigene Immunsystem zu stärken. Durch eine übertrieben hygienische Lebensweise erreichen wir oft genau das Gegenteil.

Keime und Bakterien: „Training“ fürs Immunsystem

Jeden Tag werden wir mit den Themen Krankheit und Hygiene konfrontiert. Die Putzmittelindustrie überschüttet uns mit Werbesprüchen wie: „Mit einem Wisch hygienisch frisch“. Der Schmutz gilt als Feind, den es um jeden Preis zu bezwingen gilt. Tatsache ist, dass die Zahl der Allergien und Unverträglichkeiten in den letzten Jahrzehnten enorm angestiegen ist und das bei gleichzeitigem Anstieg der Hygienestandards. Diesem Zusammenhang ging die Forschung auf die Spur:
Durch eine übertrieben hygienische, nahezu sterile Lebensweise wird der Körper nicht genügend gefordert und stimuliert. So können eigentlich harmlose Umwelteinflüsse wie Gräser- und Blütenpollen oder Hausstaubmilben starke Reizungen und fehlgeleitete Reaktionen unseres Abwehrsystems auslösen. Interessant ist auch die Untersuchung des Robert-Koch-Instituts zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass gerade Großstadtbewohner öfter unter Allergien leiden als Landbewohner. Besonders stark verbreitet seien Heuschnupfen, Neurodermitis, Asthma und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Forscher gehen davon aus, dass die Neigung zu einer Überempfindlichkeitsreaktion seltener entsteht, wenn Kleinkinder in den ersten zwei Lebensjahren mit bestimmten Keimen in Kontakt kommen. Dadurch kann sich das Immunsystem eines Kindes früh entwickeln und lernen, zwischen gefährlichen und harmlosen Mikroben zu unterscheiden. Es ist wie im Fitnessstudio: Eine gesunde Portion Mehrbelastung stärkt!
Des Weiteren verliert der Körper durch übertriebene Hygiene wertvolle, körpereigene Bakterien, die ihn vor Infektionen schützen. Ein gewisses Maß an Keimen ist also lebensnotwendig, um langfristig körpereigene Abwehrstoffe zu bilden.
Wie viel Hygiene ist gesund?

Keine Sorge: Natürlich müssen Sie nicht auf die tägliche Dusche verzichten. Auch ist das gründliche Händewaschen nach wie vor wichtig, da ein Großteil aller Krankheiten über die Hände übertragen wird. An dieser Stelle können Desinfektionsmittel helfen, die Infektionskette zu unterbrechen. Wichtig hierbei ist, die Hygiene mit den Desinfektionsmittelchen nicht zu übertreiben, denn Bakterien verbreiten sich auf frisch entkeimten Händen besonders schnell. In diesem Fall zählt Qualität statt Quantität. Sterilisieren Sie Ihre Hände sinnvoll, z.B. nach dem Kontakt mit potenziell infektiösen Materialien oder erkrankten Mitmenschen.
So reinigen Sie Ihre Hände richtig

Mit Seife! Sie enthält lipophile, also „fettliebende“ und hydrophile, also „wasserliebende“ Bestandteile, so dass Schmutz und Fett zunächst gelöst und anschließend weggespült werden können. Mit Seife können zudem auch alltägliche Haushaltsbakterien beseitigt werden.
- Befeuchten Sie Ihre Hände mit Wasser. Die Temperatur spielt beim gesamten Prozess keine Rolle. Passen Sie die Temperatur Ihren individuellen Bedürfnissen an.
- Tragen Sie pH-neutrale Seife auf Ihre Hände auf.
- Verteilen Sie die Seife sorgfältig auf den Händen. Dazu zählen: Handflächen, Handrücken, Fingerzwischenräume, Fingerspitzen und Fingernägel.
- Seifen Sie die Hände mindestens 30 Sekunden ein.
- Spülen Sie anschließend die Hände mit klarem Wasser und befreien Sie diese von Seifenrückständen.
- Trocknen Sie Ihre Hände gut ab, denn Bakterien lieben feuchtes Milieu. Zum Abtrocknen am besten Papiertücher verwenden. Bei Benutzung von Stoffhandtüchern sollten diese täglich gewechselt und zur Kochwäsche gegeben werden.
Achtung: Desinfizieren Sie Ihre Hände nicht direkt nach dem Händewaschen. Das in der Hornschicht eingelagerte Wasser verdünnt das Desinfektionsmittel ansonsten und macht es weniger wirksam.
Haushaltshygiene: 5 Mittel für den Alltag

Um gesund zu bleiben, spielt die Haushaltshygiene eine entscheidende Rolle. Doch auch hier gilt: Nicht übertreiben! Hygiene-Experten sind sich einig: Eine Haushaltsreinigung pro Woche reicht vollkommen aus. Gewiss lässt es sich mit einem regelmäßig gesaugten Boden angenehmer leben. Das tägliche Wischen mit starken Mitteln ist jedoch nicht nötig. Die Ausnahme bestimmt die Regel: Badezimmer und benutzte Oberflächen und Arbeitsplatten in der Küche sind nach Benutzung stärker mit Keimen belastet. Diese sollten mithilfe eines Universalreinigers und heißem Wasser regelmäßig und besonders gründlich gereinigt werden.
- Universalreiniger: Zum Entfernen von Schmutz und Fett aller abwaschbaren Oberflächen und Fußböden.
- Essigreiniger: Wirksam gegen Kalkflecken und dabei kostengünstig und umweltschonend.
- Spülmittel: Dank hohem Seifenanteil effektiv für das Entfernen von Speiseresten.
- Scheuermittel: Das enthaltene Quarz- oder Marmormehl wirkt wie ein Schleifstein und entfernt hartnäckigen Schmutz sowie Verkrustungen von Töpfen, Arbeitsplatten und anderen unempfindlichen Oberflächen.
- WC-Reiniger: Löst hartnäckigen Kalk und Urinstein. Das Mittel 30 Minuten in der Toilette einwirken lassen und mit einer Bürste gründlich reinigen.
Wichtig: Verwenden Sie bei der hygienischen Haushaltsreinigung Putzhandschuhe. So schützen Sie Ihre Haut und Fingernägel vor den Chemikalien.
Immunsystem-Stärker

Trainieren Sie nicht nur Ihren Körper im Sportstudio. Stärken Sie Ihr Immunsystem in Ihrer Küche. Zum Beispiel mit Hilfe von probiotischer, fermentierter Nahrung. Sie ist eine hervorragende Quelle für gesunde und nützliche Bakterien, die sich im Darm ansiedeln und die Darmflora unterstützen können:
- fermentiertes Gemüse wie Kohl (z. B. Sauerkraut), Zwiebel, Kürbis, Karotte, Rüben, Aubergine und Sojabohnen (Natto)
- Joghurt und Joghurtgetränke wie Ayran oder Lassi
- fermentierte Milch wie Kefir
- hochwertige probiotische Nahrungsergänzungsmittel mit Laktobazillen und Bifidobakterien
- außerdem inulinhaltige Lebensmittel wie Chicorée, Artischocke, Schwarzwurzel und Spargel
Tipp: Das natürliche Probiotikum Pro Immun von Fairvital enthält 5 Milliarden wohltuende probiotische Bakterien. Zusätzlich enthält es Vitamin C, um die Funktion des Immunsystems zu unterstützen.
Unser Fazit: Wir Menschen sind schlichtweg nicht dazu geschaffen, in einer sterilen Blase zu existieren. Die Hygiene und der Schutz vor Bakterien sind sehr wichtig, gerade für Menschen mit Gendefekten, Vorerkrankungen und allgemeiner Immunschwäche. Auch in Zeiten einer Pandemie, wie aktuell mit dem Coronavirus, sind besondere Hygienemaßnahmen und empfohlene Verhaltensweisen selbstverständlich wichtig und sollten eingehalten werden.
Doch Fakt ist: Der Mensch an sich ist ein natürliches Lebewesen und dazu konzipiert, in und mit der Natur zu leben. Dazu gehört nun mal auch der Kontakt zu einer gewissen Anzahl an Keimen und Bakterien.
Bleiben Sie gesund!